Über diesen Bericht
Über diesen Bericht
Ab dem Jahr 2024 müssen große Unternehmen in der Europäischen Union über Nachhaltigkeitsaspekte ihrer Geschäftstätigkeit berichten. Die Corporate Sustainability Reporting Directive – kurz CSRD – regelt die Berichtspflichten, die schrittweise auf einen größeren Kreis von Unternehmen ausgeweitet werden. Die Mediengruppe Wiener Zeitung erfüllt die Beschäftigten-, Gewinn- und Umsatzkriterien für eine verpflichtende Berichterstattung aktuell nicht. Trotzdem starteten wir im April 2023 mit der Erarbeitung eines Nachhaltigkeitsberichts. Zum einen wollen wir damit unserer besonderen Verantwortung als Bundesunternehmen gerecht werden. Zum anderen versuchen wir als moderner Medien- und Informationsanbieter, Entwicklungen am Wirtschaftsstandort sowie Herausforderungen für Unternehmen verstehen zu lernen. Künftig möchten wir andere Organisationen bei der Erstellung ihrer Nachhaltigkeitsberichte unterstützen.
Um dabei hilfreich sein zu können, haben wir uns dazu entschlossen, den gesamten Prozess auf Basis der Standards der Global Reporting Initiative (GRI) von einer ersten Kontextanalyse über die Stakeholder-Befragung und das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit bis hin zur Datensammlung, der Formulierung strategischer Stoßrichtungen sowie der Redaktion und zeitgemäßen Aufbereitung zu absolvieren. Begleitet wurden wir dabei von der ICT Impact GmbH, einem Technologie- und Beratungsunternehmen für Nachhaltigkeit. ICT prüfte dabei vor allem die Einhaltung der formellen Anforderungen der GRI Standards.
Viele der beschriebenen Ziele und Maßnahmen entstanden neben den Workshops zur Nachhaltigkeitsstrategie aus dem vorgelagerten GoGreen-Programm (mehr dazu auf Seite 17). Der Berichtszeitraum umfasst grundsätzlich das Jahr 2022. Es wird jedoch starker Bezug auf das Jahr 2023 genommen, um dem Transformationsprozess gerecht zu werden. Wirtschaftliche Kennzahlen und Daten beziehen sich, sofern nicht anders angegeben, auf die zuletzt verfügbaren Daten aus dem Geschäftsjahr 2022.
Der Bericht erscheint in einer Auflage von 500 Stück. Gedruckt wurde er nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens zu 100 Prozent auf Recyclingpapier aus Österreich. Die bei der Produktion solcher Drucksorten unvermeidbaren CO2-Emissionen wurden mit Unterstützung durch das Humusaufbau-Projekt der Ökoregion Kaindorf kompensiert.
Ist das Greenwashing?
Kritische Mediennutzer:innen wissen: Wenn im Titel eine Frage gestellt wird, lautet die Antwort meistens Nein. Im Internet wird der Kniff der provokanten Überschrift besonders oft strapaziert und gilt dort dann als Clickbait. Dieser hocheffektive Köder, der auf Aufmerksamkeit zielt, hat einen Haken: Er wird vor allem ohne Anspruch auf gründliche Auseinandersetzung gebraucht.Das ist nicht nachhaltig.
Wir haben im abgelaufenen Jahr das bekannteste und renommierteste Produkt unseres Unternehmens völlig neu aufgestellt. Dass die WZ nun weitgehend online stattfindet, war ein wichtiger Schritt, um unter den veränderten Vorzeichen der modernen Medienlandschaft Nutzer:innen langfristig das bieten zu können, wofür die älteste Tageszeitung der Welt so sehr gelobt wurde: kritischen, hintergründigen, verlässlichen und vor allem relevanten Journalismus. Dieser Journalismus mag jetzt anders an sein Publikum gelangen, anders aussehen und anders klingen. Entscheidend ist jedoch, dass er bestimmte Funktionen erfüllt, die eine Grundvoraussetzung einer freien, vielfältigen und starken Demokratie darstellen. Das bedeutet: Wir verzichten natürlich weiterhin auf Clickbait.
Warum ist dieser Nachhaltigkeitsbericht also kein Greenwashing? Zusammengefasst wollen wir damit nichts als nachhaltig oder grün verkaufen. Eine realistische Selbsteinschätzung gehört zu einem glaubwürdigen Medienunternehmen. Die folgenden Seiten sind der Zwischenstand eines langfristigen und tiefgreifenden Prozesses, in dem wir verstehen lernen, wie sich unser Handeln auf unsere Umwelt auswirkt. Damit sind nicht nur die Natur und das Klima gemeint. Es geht um die Folgen für Menschen und die Gesellschaft sowie um unsere Rolle für den Wirtschaftsstandort Österreich. Daraus lassen sich Möglichkeiten und konkrete Schritte ableiten, wie wir als Organisation in allen Perspektiven nachhaltiger werden können.
Anders als zahlreiche große Unternehmen in Österreich sind wir nicht dazu verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht vorzulegen. Wir tun es trotzdem, weil wir als Bundesunternehmen unserer Vorbildrolle hinsichtlich eines zukunftsfähigen Wirtschaftsmodells mit Wohlstand und Frieden im Zentrum gerecht werden wollen. Beobachtet von einer kritischen Öffentlichkeit, hat die Erfahrung unseres Veränderungsprozesses gezeigt, dass Transformation selbstbestimmter sein kann, wenn man sie offen angeht und aktiv gestaltet.
Dieser Nachhaltigkeitsbericht ist ein Schritt in diese Richtung. Er zeigt, was die Mediengruppe Wiener Zeitung macht und wie sie es in Zukunft besser machen möchte.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
Martin Fleischhacker
Geschäftsführer der Mediengruppe Wiener Zeitung