Wer ist die Mediengruppe Wiener Zeitung?

Wer ist die Mediengruppe Wiener Zeitung?

Transformation

Das Unternehmen befindet sich in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess. Angetrieben wird er unter anderem von unseren Journalist:innen, die aus der ältesten Tageszeitung der Welt ein zukunftsfähiges journalistisches Angebot auf nunmehr verschiedensten Kanälen geschaffen haben. Wir wollen ein Umfeld bieten, in dem sich nicht nur Produkte und Dienstleistungen, sondern auch Menschen weiterentwickeln können.

Petra Tempfer, WZ-Redakteurin
Mediengruppe Wiener Zeitung Nachhaltigkeitsbericht 2023 - mgwznb_transformation-header

Transformation

Das Unternehmen befindet sich in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess. Angetrieben wird er unter anderem von unseren Journalist:innen, die aus der ältesten Tageszeitung der Welt ein zukunftsfähiges journalistisches Angebot auf nunmehr verschiedensten Kanälen geschaffen haben. Wir wollen ein Umfeld bieten, in dem sich nicht nur Produkte und Dienstleistungen, sondern auch Menschen weiterentwickeln können.

Petra Tempfer, WZ-Redakteurin

Unternehmensstruktur, Geschäftsmodell und Produkte

Die Mediengruppe Wiener Zeitung (MGWZ) ist ein modernes Informationsdienstleistungsunternehmen, das vollständig im Eigentum der Republik Österreich steht. Sie setzt sich aus der Wiener Zeitung GmbH, die das journalistisch unabhängige Kompassmedium WZ, die elektronische Verlautbarungs- und Informationsplattform (EVI), den Media Hub Austria zur Förderung des Medienstandorts Österreich und die Content Agentur Austria für Kommunikationsleistungen betreibt, sowie deren Tochtergesellschaft Wiener Zeitung Digitale Publikationen GmbH zusammen, die Wirtschaftsinformationen und -dienstleistungen anbietet.

Organisationsstruktur

Die MGWZ hat einen einzigen Standort, im Media Quarter Marx in Wien.

Im Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes (WZEVI-Gesetz) sind die Rahmenbedingungen, Strukturen und insbesondere die Aufgaben der Mediengruppe Wiener Zeitung festgeschrieben:

Mit der elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform (EVI) betreiben wir das neue digitale Amtsblatt der Republik Österreich. Der Gesetzgeber schreibt überall, wo Rechtssicherheit besonders wichtig ist, gewisse Verlautbarungspflichten vor. Diese gelten zum Beispiel für Einladungen zu Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften, für Firmenbuchänderungen, Warnungen der Finanzmarktaufsicht oder für Stellenausschreibungen des Bundes. Als Nachfolgerin des gedruckten Amtsblatts ist EVI nun einfach, digital und kostenfrei abrufbar.

Die WZ ist ein digitales Kompassmedium, das gesellschaftlich relevante Themen in der Tiefe beleuchtet und gemäß dem Anspruch des konstruktiven Journalismus aufbereitet. Dies geschieht nicht nur auf der Website WZ.at, sondern auch in Newslettern, Podcasts oder auf den Plattformen Instagram, TikTok und YouTube. Hinsichtlich der inhaltlichen Schwerpunktsetzung hat aktuell neben den Materien Arbeit, Demokratie, Gesundheit, künstliche Intelligenz, Mobilität und Wohnen vor allem das Thema Nachhaltigkeit einen besonderen Stellenwert.

Inhalte werden in Form von Artikeln, Podcasts oder Videos dargestellt und jeweils aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt, etwa der europäischen oder einer geschichtlichen, was zum Nach- und Weiterdenken anregen soll. Das Angebot der WZ ist öffentlich finanziert und daher werbefrei und für Nutzende kostenlos verfügbar. Im Rahmen des öffentlichen Auftrags soll das Angebot laufend ausgebaut werden, und es orientiert sich an dem Anspruch, für die Leser:innenschaft einen Nutzen zu stiften.

Der Media Hub Austria (MHA) stärkt den Medienstandort Österreich. Zu seinen definierten Aufgaben gehört es, zukunftsorientiertes Denken, visionäre Ideen und den journalistischen Nachwuchs zu fördern und Österreich damit eine Vorreiterrolle in der Weiterentwicklung der internationalen Medienlandschaft zu ermöglichen. Die Pluralität und Innovation am heimischen Medienmarkt unterstützt der MHA im Rahmen von drei Labs:

  • Das Media Innovation Lab unterstützt Medien-Start-ups bei der Umsetzung ihrer Ideen, neuer Formate sowie der Entwicklung innovativer Technologien, wie zum Beispiel KI-Anwendungen.
  • Das 360° Journalist:innen Traineeship richtet sich mit seinem Ansatz, das Mediengeschäft von all seinen Seiten kennenzulernen, an angehende Medienmachende, die Dinge hinterfragen und verändern möchten. Wir wollen Jungjournalist:innen bei der Entwicklung des eigenen Profils unterstützen und den Medienstandort Österreich langfristig stärken.
  • Mit dem Zentrum für Medienwissen haben wir es uns außerdem zur Aufgabe gemacht, Bürger:innen dabei zu unterstützen, sich in der modernen Medienlandschaft zurechtzufinden und Informationen richtig einzuordnen. Unsere Workshops leiten beispielsweise dazu an, Verschwörungsideologien und Falschinformation zu erkennen und sich sicher im Netz zu bewegen. Auf diese Weise wollen wir medialer Überforderung und gleichzeitiger Unterinformation entgegenwirken und den Bürger:innen vermitteln, wie Medien und Journalismus funktionieren.
  • re:think media ist eine innovative Veranstaltung zur Stärkung der Medienbranche. Sie verbindet, inspiriert und involviert journalistischen Nachwuchs, Medienhäuser und Medienmacher:innen in Österreich und gibt Impulse zu den Themen Future Skills im Journalismus, Arbeitskultur und New Work sowie Innovation und neue Formate.

In der Content Agentur Austria (CAA) entwickeln unsere Spezialist:innen Inhalte für Print-, Online- und Multimedia-Produkte sowie für Social-Media-Kanäle von privaten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Die CAA finanziert sich ausschließlich über ihre privatwirtschaftliche Tätigkeit und erhält keine öffentlichen Fördermittel. Das Angebot reicht von der Beratung, Analyse und Strategieentwicklung über die Umsetzung bis hin zu umfassendem Reporting für das vielfältige Content-Angebot. Zu den Alleinstellungsmerkmalen der Content Agentur Austria zählt die juristische Redaktion, die besonders im anspruchsvollen Bereich rechtlich relevanter Informationen hochqualitative Inhalte liefert. Zu den bisherigen Auftraggebern der CAA zählen das Bundeskanzler-amt, das Bundesministerium für Finanzen, die Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich sowie ImmoScout24, TÜV Österreich, der Handelsverband, DONAU Versicherung, OMICRON Electronics, Pharmaunternehmen wie Chiesi sowie das Sporthandelsunternehmen Decathlon.

Die Wiener Zeitung Digitale Publikationen GmbH (WZDP) ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Wiener Zeitung GmbH und betreibt drei zentrale Services:

  • auftrag.at bietet umfassende Online-Plattformen und Services für Auftraggebende und Unternehmen im Bereich öffentlicher Ausschreibungen und Aufträge. Mit der auftrag.at-Suche, einer automatischen Ausschreibungsüberwachung, können Unternehmen interessante nationale und EU-weite Ausschreibungen als Verkaufschancen für öffentliche Aufträge identifizieren und finden. Mit der auftrag.at-Vergabe, einer Online-Vergabeplattform, können öffentliche Auftraggebende ihre Aufträge transparent, zuverlässig und rechtskonform ausschreiben und veröffentlichen. Zudem bietet das Team von auftrag.at auf seinen Kanälen Informationen zu aktuellen Entwicklungen sowie praktisches Know-how rund um die öffentliche Vergabe.
  • auszug.at ist die Informationsplattform für Abfragen sowie amtliche Auszüge aus der Firmenbuch- und der Grundstücksdatenbank. Sie erspart Unternehmen und Privatpersonen zeitraubende Amtswege und die gewünschten Daten sind rund um die Uhr abrufbar. Als offizielle Verrechnungsstelle der Republik Österreich mit einem Rundumservice in der Kund:innenbetreuung ist auszug.at eine einfach zu nutzende, transparente und vertrauenswürdige Quelle.
  • wirtschaft.at kombiniert als Plattform für seriöse, aktuelle Wirtschaftsinformationen die unterschiedlichen Produkte der Mediengruppe Wiener Zeitung zu diesem Themenbereich. Sie erweitert das vielfältige Angebot an Informationsdienstleistungen der Mediengruppe und trägt so zu mehr Transparenz für die Wirtschaft sowie für Bürger:innen bei. Wirtschaft.at verknüpft unterschiedliche offizielle Datenquellen, präsentiert Firmeninformationen übersichtlich, stellt Netzwerke und Verflechtungen von Unternehmen dar und ermöglicht damit eine einfache
    Suche sowie direkte Vergleiche.

Aufsichts- und Leitungsorgane

Prozess, Finanzierung und Wertschöpfung

Gemäß WZEVI-Gesetz haben wir einerseits eine Reihe öffentlicher Aufträge zu erfüllen. Andererseits werden wir auch privatwirtschaftlich tätig und bieten unternehmerische Produkte und Dienstleistungen an. Die Erfüllung des öffentlichen Auftrags wird mit finanziellen Mitteln aus dem Bundeshaushalt ermöglicht. Die privatwirtschaftlichen Aktivitäten der Mediengruppe müssen sich hingegen über den freien Markt finanzieren und werden nicht mit öffentlichen Geldern subventioniert.

Als Medienunternehmen ist unser wichtigster Rohstoff Information und damit immateriell. Nach der Einstellung der Tageszeitung sind auch unsere Endprodukte überwiegend digitaler Natur. Zwar bleiben etwa im Geschäftsbereich der Content Agentur Austria Printprodukte Teil des Angebots, die Gesamtbedeutung physischer Medien wird jedoch deutlich zurückgehen.

Damit sind auch die bezogenen Vorleistungen überwiegend Dienstleistungen, die von Journalist:innen, Informationsgestalter:innen, Grafiker:innen, Fotograf:innen, Programmierer:innen oder Agenturen erbracht werden. Die Bedeutung physischer Produzenten hat im Zuge der Unternehmenstransformation abgenommen, dennoch wird es weiterhin Aufträge an Druckereien geben.

Risiken und Chancen

Die MGWZ verfügt über eine langjährige Tradition im Bereich des Risikomanagements, wobei unternehmerische Risiken systematisch erfasst und bewertet werden. Mit der Analyse sämtlicher Risiken und Chancen im Zusammenhang mit der dramatischen weltweiten Klimaveränderung und den Nachhaltigkeitsfaktoren kommen nun neue Aspekte zur vorausschauenden Unternehmenssteuerung hinzu. Im Rahmen der Vorbereitungen für den ersten Nachhaltigkeitsbericht wurde gemeinsam mit einem Team aus Mitarbeitenden und Führungskräften aus sämtlichen Unternehmensbereichen in einem umfassenden Workshop eine Risiko- und Chancenanalyse durchgeführt. Hierbei wurde zwischen physischen und transitorischen Risiken differenziert. Anschließend erfolgte eine Bewertung der jeweiligen Chancen und Risiken hinsichtlich ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und ihres finanziellen Impacts. Dabei wurden nicht nur direkte Chancen und Risiken identifiziert, sondern auch indirekte Aspekte berücksichtigt.

Diese Bewertung ergab gemessen an Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeit moderate Risiken in den Bereichen Rohstoffe, Energiebedarf, Temperaturanstieg, Extremwetter und CO2-Preis. Andererseits wurden Chancen in den Bereichen Regulatorik und Finanzen, Kund:innenverhalten und Mitarbeitende lokalisiert.

Mediengruppe Wiener Zeitung Nachhaltigkeitsbericht 2023 - Wiener Zeitung

Vision und Werte

Unsere Vision lautet, als Unternehmen mit zuverlässigen Informationen zu überzeugen, auf die sich Österreich aufgrund unserer Unabhängigkeit uneingeschränkt verlassen kann. Unsere Angebote sind von gesellschaftlichem Nutzen und werden verständlich präsentiert. Unsere Leistungen und Produkte sind überdies wirtschaftlich sinnvoll. Die Möglichkeiten der digitalen Welt nutzen wir als Innovationsmotor. All diese Aspekte unserer Vision haben eine grundlegende Nachhaltigkeitsdimension.

Zu unseren Werten zählt, dass wir in allem, was wir tun, Verantwortung übernehmen und unsere Entscheidungen explizit von den Grundsätzen der Nachhaltigkeit – sowohl wirtschaftlich als auch sozial und ökologisch – geprägt sind.

Das übergeordnete Ziel dieses Berichts ist, uns vollständig über die Auswirkungen unseres Handelns auf den unterschiedlichen Ebenen und entlang der gesamten Wertschöpfungskette bewusst zu werden. Verbesserungspotenziale sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre nach und nach genutzt werden, sodass wir bis 2030 zum nachhaltigsten Medienunternehmen des Landes werden können. Klar ist aber auch, dass hier nicht alle Handlungsbereiche und Maßnahmen aufgezeigt werden können. Vielmehr fasst dieser Bericht die Ergebnisse einer unternehmensweiten Bestandsaufnahme zusammen. Er dokumentiert den aktuellen Nachhaltigkeitsstatus, dient als Ausgangspunkt für eine Verbesserung unserer Umweltbilanz und schafft einen Bezugsrahmen für die Planung und spätere Bewertung aller nötigen Schritte, um unsere Visionen und Werte umzusetzen.

Managementansatz, Nachhaltigkeitsorganisation

Im Prozess der Strategie- und Berichtserstellung konnten wir uns auf einzelne Maßnahmen, Vorarbeiten und Grundsatzentscheidungen stützen, die sich auf ein prinzipielles Bekenntnis zur Nachhaltigkeit beziehen; eine zielgerichtete und verbindliche Struktur für die Umsetzung fehlte allerdings weitgehend. Im Zuge der Neuorganisation des Unternehmens wurde nun die Nachhaltigkeitsorganisation aufgesetzt und formalisiert.

Sie fußt auf drei Prinzipien:

Verantwortlichkeit. Umfassende und tiefgreifende Veränderungen erfordern selbst in Unternehmen mit vergleichsweise flachen Hierarchien die Unterstützung durch die Führungsstruktur bis in die oberste Entscheidungsebene (Top-down-Perspektive). Um die nötige Priorität für Nachhaltigkeitsfragen zu festigen, übernimmt mit dem Chief Commercial Officer (CCO) ein Teil der Geschäftsleitung die Endverantwortung für die Nachhaltigkeitsorganisation. Der CCO stimmt sämtliche Maßnahmen zur Erstellung und Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie mit der Geschäftsleitung und besonders dem Chief Executive Officer (CEO) ab und ist für die Ressourcenausstattung sowie die interne Kommunikation (von der Belegschaft bis zum Aufsichtsrat) verantwortlich. Für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie war der CCO ständiges Mitglied des Nachhaltigkeitsteams.

Das Nachhaltigkeitsteam der MGWZ

Mediengruppe Wiener Zeitung Nachhaltigkeitsbericht 2023 - mgwznb_nachhaltigkeitsteam-FE

Teilhabe. Da die nötigen Schritte, um das nachhaltigste Medienhaus des Landes zu werden, sämtliche Mitarbeitenden in ihrem Arbeitsalltag besonders betreffen, kann eine effektive Implementierung nur durch ihre Einbeziehung und breite Akzeptanz gelingen. Daher werden zentrale Maßnahmen von den Mitarbeitenden selbst organisiert und umgesetzt, zumal diese in die Teams und Arbeitsabläufe der unterschiedlichen Unternehmensbereiche integriert sind. Im Rahmen offener Koordinationstreffen („Update-Lunches“) werden Wünsche, Kritik, nötige Maßnahmen und deren konkrete Umsetzung sowie neue Ideen besprochen und anhand einer dokumentierten Liste nach und nach abgearbeitet. So besteht die Möglichkeit für alle im Unternehmen Beschäftigten, sich an den Projekten und Maßnahmen unmittelbar zu beteiligen und diese mitzugestalten (Bottom-up-Perspektive).

Expertise. Um die teils äußerst komplexen Zusammenhänge und formellen Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung und -strategie sowie ihrer institutionellen Umsetzung zu verstehen und meistern zu können, sind wir auf zusätzliches Know-how angewiesen (externe Perspektive). Einerseits bauen wir so unser eigenes Wissen über Nachhaltigkeitsfragen aus; andererseits setzen wir uns damit dem kritischen Blick qualifizierter Instanzen aus, die sicherstellen sollen, dass wir auf einem erfolgreichen Kurs bleiben. Neben der Prozessbegleitung für die Nachhaltigkeitsstrategie und den entsprechenden Bericht durch die ICT Impact GmbH wurde diese Aufgabe hinsichtlich der Organisationentwicklung vom Beratungsunternehmen TTT The Tomorrow Tribe GmbH wahrgenommen, die mit dem GoGreen-Programm den Grundstein für sämtliche betrieblichen Aktivitäten im Nachhaltigkeitsbereich legte.

Sustainable Development Goals

Uns liegen Werte wie Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Generationenvorsorge am Herzen. Gerade als Unternehmen im Eigentum der Republik Österreich sehen wir uns zur Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) verpflichtet. Wir nehmen unseren Beitrag zum Erreichen dieser Ziele ernst: Nur wenn wir alle in unserem täglichen Handeln und in sämtlichen Aktivitäten eigenverantwortlich agieren, können wir die SDGs in effizienter und zielorientierter Weise in unserem Land und in der Gesellschaft implementieren.

Aus diesem Grund bestand bereits vor der Entwicklung einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie ein Bekenntnis zu konkreten SDGs, denen wir bei unserer Arbeit besondere Bedeutung beimessen. Im Rahmen der Erstellung dieses Berichts evaluierte das Projektteam die Auswahl der für uns relevanten SDGs:

Unsere Ziel-Schwerpunkte

Mediengruppe Wiener Zeitung Nachhaltigkeitsbericht 2023 - mgwznb-ziele_FE

Im vorliegenden Bericht wird nun auf Aussagen, Erkenntnisse und Maßnahmen, die zur Erreichung der SDGs beitragen, mit der etablierten und charakteristischen Kennzeichnung der UN hingewiesen. Damit bringen wir unser Bewusstsein zum Ausdruck, dass es sich dabei um globale Herausforderungen handelt, die nur durch erhebliche gemeinschaftliche Anstrengungen gemeistert werden können.

Wesentlichkeitsanalyse

Die Wesentlichkeitsanalyse dient dazu, die relevanten nichtfinanziellen Berichtsinhalte zu identifizieren. In der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) wird die zentrale Bedeutung der Wesentlichkeitsanalyse durch das Konzept der „doppelten Materialität“ festgelegt. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen die Auswahl der wesentlichen Themen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachten sollte: Inside-out-Perspektive und Outside-in-Perspektive.

Die Außenperspektive bezieht sich insbesondere darauf, wie externe Faktoren wie der Klimawandel und seine Folgen auf das Unternehmen wirken können. Solche Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen können erhebliche finanzielle Konsequenzen haben. Die Innenperspektive hingegen ist für viele Unternehmen noch neu. Ihr Hauptziel ist es, dass Unternehmen die Verantwortung für die Auswirkungen ihres Handelns auf Gesellschaft und Umwelt übernehmen. Dies erfordert eine umfassende Analyse der ökologischen, ökonomischen und sozialen Effekte der unternehmerischen Tätigkeit, um das Bewusstsein dafür zu schärfen.

Eine solche Analyse erfordert die aktive Einbindung relevanter Stakeholder, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse sämtliche Perspektiven berücksichtigen und eine ausgewogene Sicht auf die Nachhaltigkeit des Unternehmens ermöglichen.

Stakeholderanalyse

Die Bewältigung der vielfältigen ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, denen auch unser Unternehmen gegenübersteht, erfordert eine ausführliche Diskussion über die Übernahme von Verantwortung unter aktiver Einbindung aller Stakeholder. Unter „Stakeholder“ verstehen wir Personen oder Gruppen, die das Unternehmen beeinflussen oder ein Interesse an ihm haben – kurz gesagt alle, die von den Handlungen der MGWZ betroffen sind. Im Rahmen der Stakeholderanalyse wurden neben dem Aufsichtsrat, der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat auch die Mitarbeitenden, Führungskräfte, Medienpartner, Trainees, Start-ups, Kund:innen der B2B-Plattformen und der Content Agentur Austria sowie Geschäftspartner:innen und Alumni als bedeutende Stakeholdergruppen identifiziert.

Die Ermittlung wesentlicher Themen erfolgte in mehreren Schritten. Zunächst wurde eine Liste möglicher Nachhaltigkeitskriterien entwickelt, die sich an den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) orientierte („Longlist“). Das Nachhaltigkeitsteam analysierte in einem weiteren Schritt, welche Themen für die MGWZ von Bedeutung sind. Diese „Shortlist“ wurde in einen Onlinefragebogen integriert, der wiederum an die wichtigsten Stakeholdergruppen versandt wurde. Zwischen Mitte September und Ende Oktober 2023 nahmen insgesamt 60 Perso­nen an der Stakeholderbefragung teil. Die Rücklaufquote betrug rund 35 Prozent.

Die Ergebnisse dieser Befragung bildeten die Grundlage für die Impact-Bewertung, die im Rahmen eines Workshops mit dem Nachhaltigkeitsteam durchgeführt wurde. Dabei lag der Fokus nicht nur auf den finanziellen, sondern insbesondere auf den sozialen und ökologischen Auswirkungen unseres unternehmerischen Handelns. Die ermittelten wesentlichen Themen geben die Struktur des Nachhaltigkeitsberichts vor:

Umwelt

  • Reduktion von THG-Emissionen
  • Abfallreduktion
  • Nachhaltige Beschaffung

Soziales

  • Stabile Beschäftigungsverhältnisse
  • Chancengleichheit
  • Aus- & Weiterbildung
  • Gesundheitsschutz
  • Schutz der Kund:innendaten
  • Maßnahmen gegen Diskriminierung
  • Politische Unabhängigkeit

Corporate Governance

  • Compliance / Einhaltung von Gesetzen und Verhaltensregeln
  • Wirtschaftlicher Erfolg
  • Korruptionsvermeidung
  • Faire Wettbewerbspraktiken

Das GoGreen-Programm

Noch vor dem Erstellungsprozess der Nachhaltigkeitsstrategie startete im Unternehmen ein Projekt, in dem Mitarbeiter:innen und Führungskräfte aus allen Abteilungen an einer Vision für eine nachhaltigere Mediengruppe Wiener Zeitung arbeiteten. Begleitet vom Beratungsunternehmen TTT The Tomorrow Tribe GmbH fand im Dezember 2022 zunächst ein „ESG-Fitness-Training“ statt, welches das Wissen über Nachhaltigkeitsherausforderungen wie die Klima- oder die Biodiversitätskrise auffrischte.

In weiterer Folge absolvierten zwischen Jänner und April 2023 zwölf Personen das Botschafter:innen-Programm „GoGreen“. Dieses umfasste zunächst drei zweistündige Aufbau-Trainings, in denen vorhandenes Wissen über Zusammenhänge und Lösungsansätze für eine zukunftsfähige Gesellschaft vertieft wurde. Im Anschluss wurde die theoretische Beschäftigung mit vier „Design-Sprints“ ergänzt. In den Sprints wurden Prototypen von Ideen umgesetzt, die im Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Im Zuge dessen wurde unter anderem eine erste Mobilitätsumfrage durchgeführt, die „Work-Bike-Tour“ ins Leben gerufen und ein Klima-Dashboard entworfen.

Weiterführend veranstalteten die GoGreen-Botschafter:innen Break-out-Sessions in denen der Dialog zum Thema Nachhaltigkeit gefördert wurde und Mitstreiter:innen für weitere Projekte angesprochen werden konnten. Ein „GoGreen-Manifest“ dient als gemeinsames Wertesystem zur Handlungsorientierung und als Dokumentation bestehender Maßnahmen. Ziel ist es, Austausch zu ermöglichen und zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der operativen Tätigkeit zu inspirieren.

GoGreen-Botschafter:innen fungieren als konkrete Ansprechpartner:innen für nachhaltiges Handeln in der Mediengruppe Wiener Zeitung. Sie sollen Potenzial im Alltag erkennen und gemeinsam mit Gleichgesinnten neue Dinge ausprobieren und umsetzen, Diskussionen anstoßen und bei Entscheidungen oder Projekten unter anderem Führungskräfte beraten.

Unterstützt werden sie von Unternehmensseite durch Weiterbildung im Bereich Nachhaltigkeit sowie durch Zeit und Ressourcen, die für die Umsetzung benötigt werden. Im Gegenzug wird von den Botschafter:innen erwartet, dass sie den Überblick über die Aktivitäten im Haus bewahren und Kolleg:innen sowie der Führungsebene mit Rat und Tat zur Seite stehen und Vernetzung über Abteilungen hinweg herstellen.

Eine Übersicht der Projekte und Ideen, die von GoGreen vorangetrieben werden, bietet die Grafik zum Medienhaus der Zukunft.

Das Medienhaus der Zukunft

„GoGreen“ entwickelte eine Vision für eine grünere Organisation. Je nach Komplexität unterteilen sich die möglichen Projekte in „Hamster“ (H – Projekte können von einer Person umgesetzt werden), „Kamele“ (K – Projekte für Teams) und „Mammuts“ (M – langfristige Projekte mit Involvierung der Geschäftsleitung). Inzwischen konnten nicht nur Hamster- und Kamel-, sondern sogar erste Mammut-Projekte umgesetzt werden.

Illustration: Stefan Schwaha, TTT The Tomorrow Tribe GmbH

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Umwelt